WOCHENSCHAU

DIE WELT VON DAMALS IN DER WOCHENSCHAU
  • Wochenschauen waren das erste filmische Nachrichtenformat. Sie wurden ab 1908 in Frankreich, bald weltweit als Beiprogramm in Kinos gezeigt. Trotz Konkurrenz durch das Fernsehen nach dem Zweiten Weltkrieg hielt sich die Wochenschau in vielen Ländern bis in die 70er und 80er Jahre.
  • HistorscheMedien blickt zurück auf bedeutende und interessante Ereignisse, die Wochenschauen in aller Welt zeigten. Knappe Erläuterungen situieren die Aufnahmen im historischen Kontext.
  • Die verlinkten Berichte stammen aus online zugänglichen Sammlungen von öffentlichen Archiven, von Medienunternehmen und anderen kommerziellen Anbietern.

Marian Andersons legendäres Konzert am Lincoln Memorial

Ostersonntag, 9. April 1939. 75’000 Besucher kommen zum Rezital von Marian Anderson am Lincoln Memorial. Durch den denkwürdigen Auftritt wird die Altistin zum Symbol für die Forderung nach gleichen Rechten für alle US-Bürgerinnen und Bürger.

  • Marian Anderson’s Easter Sunday Lincoln Memorial Concert
  • April 9, 1939
  • UCLA Film & Television Archive
  • Copyright UCLA

Den Anstoss zum Konzert geben ungewollt die Töchter der Amerikanischen Revolution. Ihre Weigerung, die Sängerin in der Constitution Hall auftreten zu lassen, entfacht landesweit eine Kontroverse. Als Antwort auf die diskriminierende Politik verlässt Eleanor Roosevelt, Amerikas First Lady, die DAR. Ein Komitee initiiert den Auftritt am Lincoln Memorial. Prominente Persönlichkeiten, namentlich Innenminister Harold Ickes, unterstützen das Vorhaben, Präsident Roosevelt gibt seine Zustimmung.
Nie zuvor fand hier ein Anlass dieser Grösse statt. Millionen Menschen verfolgen das Ereignis am Radio. Marian Anderson beginnt ihr Rezital mit «My Country, ‘This of Thee» („Mein Land, von Dir ist’s“). In ihrer Interpretation wird die patriotische Hymne zum Apell, dass gleiche Rechte und Demokratie unabhängig von der Hautfarbe für alle zu gelten haben.

Marian Andersen (1897-1993) wächst in einfachen Verhältnissen in Philadelphia auf. Ihr Talent als Sängerin stellt sie bereits als Mädchen im Chor der Union Baptist Church unter Beweis. Nach ersten Erfolgen vertieft sie ihre musikalische Ausbildung in Europa. In den 30er Jahren begeistert sie hier mit ihrer Stimme in führenden Konzerthäusern. In der Folge schafft sie auch in den USA den Durchbruch. Ihr Repertoire umfasst ebenso Arien und Schubertlieder wie Spirituals. Höhepunkt ihrer Karriere ist 1955 ihr Auftritt an der Metropolitan Opera. In dieser Zeit wird Anderson zur Ikone der Bürgerrechtsbewegung. ff / 15. April 2018

Der weisse Tod – Jahrhundertkatastrophe in den Alpen.

Im Winter 1950/51 bringen die schlimmsten Lawinenniedergänge des 20. Jahrhunderts unermesslich viel Leid und Zerstörung über die Alpen. Mehr als 270 Menschen kommen in den Schneemassen und Trümmern um, die auf Dörfer und Verkehrswege niederstürzen.

Wochenschauen ansehen Video1 Video2
  • Schweizer Filmwochenschau:
  • Die Lawinennot. Nr. 463, 27.01.1951
  • Lawinen im Tessin! Nr. 466, 16.02.1951
  • Copyright: Cinénathèque Suisse/Schweizer Nationalbibliothek
  • Plattform: MEMOBASE
Bild: Die Mutter des Autors mit ihren beiden Kindern. Sie wurden aus einem völlig zerstörten Haus geborgen (Screenshot).

Verheerende Lawinenniedergänge ereignen sich gleich in mehreren Alpenländern. Am härtesten trifft es Österreich. Im Bundesland Tirol finden als Folge unzähliger Lawinen 135 Menschen den Tod. In der Schweiz werden 96 Opfer unter grosser Anteilnahme der Bevölkerung zu Grabe getragen. Im Norden Italiens fordern Lawinen 46 Tote.
Die Schweiz wird von den Naturgewalten in zwei Wellen heimgesucht, jeweils nach Tagen extremer Schneefälle. Zwischen dem 17. und 21. Januar gehen Lawinen in den Kantonen Graubünden, Wallis, Uri und Glarus nieder. Die Schweizer Filmwochenschau berichtet darüber in einer Sonderausgabe (Video 1).
Am gravierendsten sind die Folgen in Vals (Graubünden). Hier geht am 20. Januar, kurz vor 22 Uhr, eine breite Lawinenfront auf das Dorf nieder. 19 Menschen, darunter 8 Kinder, sterben in den Trümmern und Schneemassen. In Andermatt (Uri) sterben 13 Personen.
Im Februar kommt es erneut zu gewaltigen Lawinenniedergängen, diesmal im Tessin. Hier liegen in hohen Lagen bis zu 7 Meter Schnee (Video 2). Die Gotthardbahn wird massiv verschüttet. In mehreren Dörfern sind Tote zu beklagen. In Airolo begräbt eine Lawine einen ganzen Dorfteil. Von den Verschütteten werden 9 Einwohner nur noch tot geborgen.
Diese Ereignisse finden weltweit Beachtung in den Medien. Das legendären US-Magazin Life widmet der Tragödie 8 Seiten.
ff / 28. August 2018